Im Blickpunkt

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Abbildung 19

“Frauen sind am Arbeitsmarkt weiterhin in vielerlei Hinsicht benachteiligt, insbesondere mit Blick auf Arbeitszeit und Einkommen.” Das geht laut einer PM der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) vom 3.3.2023 aus einer neuen Untersuchung hervor, die das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der HSB zum Equal Pay Day (7.3.2023) und zum Internationalen Frauentag (8.3.2023) vorlegt. Danach sei die Frauen-Erwerbsquote zwar in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen. Viele Bereiche in der Wirtschaft seien aber nach wie vor Männerdomänen – v. a. in der Industrie. Bei der Arbeitszeit ergebe sich über alle Branchen hinweg ein identisches Muster: Männer arbeiteten deutlich häufiger in Vollzeit. Die Differenz zwischen den Vollzeit-Quoten von Männern und Frauen schwanke je nach Branche zwischen 15 und 46 Prozentpunkten. Auch der Vergleich der Bruttostundenlöhne falle meist zuungunsten der Frauen aus. In der Gesamtwirtschaft betrage der Gender Pay Gap, Stand 2022, 18 % – Männer verdienten branchenübergreifend im Durchschnitt 24,36 Euro brutto pro Stunde, Frauen 20,05 Euro. Gemäß einer PM des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin vom 1.3.2023 variiert der Gender Pay Gap, also die Verdienstlücke zwischen Frauen und Männern, stark mit dem Alter und nimmt ab der Phase der Familiengründung enorm zu. Dies gelte nach einer aktuellen Analyse der Forschungsgruppe Gender Economics des DIW auch mit Blick auf die Unterschiede zwischen Frauen und Männern bei der unbezahlten Sorgearbeit. Dazu zählten die Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege von Angehörigen. Auch der Gender Care Gap schnelle im typischen Alter der Familiengründung nach oben und sei noch weitaus größer als beim Lohn. Gemäß einer PM der Beratungsgesellschaft Mercer vom 7.3.2023 führt die Tatsache, dass sich der Gender Pay Gap nicht weiter reduziert, auch dazu, dass Deutschland im Vergleich zum EU-Durchschnitt (13 %) weiterhin zu den Mitgliedstaaten mit der größten Entgeltlücke zwischen Frauen und Männern gehört. Minijobs, so die PM der HBS weiter, seien überwiegend Frauensache: In 26 von 35 Branchen, für die Daten ausgewertet wurden, seien Frauen häufiger ausschließlich geringfügig beschäftigt als Männer. Chefs gebe es nach wie vor häufiger als Chefinnen. In 26 von 34 Branchen, für die dazu Daten vorliegen, arbeiteten Frauen seltener in leitender Stellung als Männer, s. dazu aber auch die KfW-Meldung auf der zweiten Seite dieses Wochenüberblicks.

Gabriele Bourgon, Ressortleiterin Bilanzrecht und Betriebswirtschaft

BB 2023, 617