Im Blickpunkt

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Abbildung 10

Am 10.11.2022 hat das Europäische Parlament die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (Corporate Sustainability Reporting Directive – CSRD) angenommen (s. untenstehende Meldung). Aber wie eine Horváth-Studie unter 150 Top-Führungskräften großer europäischer Unternehmen zeigt, sieht eine große Mehrheit in der aktuellen Rohstoff- und Energiekrise eine Zäsur auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. 90 %, so heißt es in der PM der Unternehmensberatung vom 10.11.2022, bezeichneten die anhaltenden Versorgungsengpässe als große Hindernisse, die der Erreichung von Nachhaltigkeitszielen im Weg stehen. Acht von zehn Befragten gäben zu, dass aktuelle Lösungen zur Sicherung der Supply Chain nicht vollständig kompatibel mit ihrer Nachhaltigkeitsstrategie seien. Ebenso viele sagten, dass das Festhalten an den strengen Nachhaltigkeitsvorgaben die Supply Chain unnötig verteuere, was in der angespannten konjunkturellen Lage das entscheidende finanzwirtschaftliche Zünglein an der Waage sein könne. All diese Faktoren führten dazu, dass sich 77 % für eine temporäre Lockerung von Nachhaltigkeitsvorgaben aussprächen, um die massiven Preissteigerungen bewältigen und die Versorgungssicherheit aufrechterhalten zu können. – Gemäß einer PM der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG vom 8.11.2022 ist auch die Datenbasis für die Nachhaltigkeitsberichterstattung in vielen Fällen noch nicht ausreichend. Fast die Hälfte der Unternehmen sei mit den für die Environmental, Social and Governance-(ESG-)Berichterstattung verfügbaren Daten unzufrieden (42 %). Das zeige die aktuelle Umfrage “Digitalisierung im Rechnungswesen” von KPMG und der Ludwig-Maximilians-Universität München, für die zum sechsten Mal CFO, Chief Accountants und andere leitende Führungskräfte aus 300 Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt worden seien. Die Mehrheit der befragten Unternehmen weise bei ihrer nichtfinanziellen Berichterstattung noch einen geringen Digitalisierungsgrad auf. Der Großteil der Unternehmen (83 %), die über ihre nichtfinanziellen Informationen (freiwillig oder verpflichtend) berichteten, nutzten dafür überwiegend manuelle Prozesse; sie wiesen aktuell einen Digitalisierungsgrad von maximal 50 % auf. Nichtfinanzielle Leistungsindikatoren würden die Studienteilnehmer zum größten Teil noch manuell (etwa auf Papier oder in Form von Word-Dateien) erheben. Die Studie ist unter www.kpmg.com abrufbar.

Gabriele Bourgon, Ressortleiterin Bilanzrecht und Betriebswirtschaft

BB 2022, 2729