Wie ein Lebensmittel-Händler in seinen Filialen Energie spart

Kühlgeräte gehören zu den wichtigen Energieverbrauchern im Lebensmitteleinzelhandel.

Kühlgeräte gehören zu den wichtigen Energieverbrauchern im Lebensmitteleinzelhandel.

Im Lebensmittelhandel wird viel Strom und Wärme benötigt. Filialen energetisch zu sanieren, schützt nicht nur das Klima, sondern senkt auch die Kosten enorm. Vor allem an zwei Stellen sollten Händler ansetzen.

Geht es um klimafreundliches Modernisieren, ist Cord Kappe mittlerweile Experte. Vor 14 Jahren hat der Edeka-Kaufmann damit begonnen, den ersten seiner drei Märkte westlich von Hannover mit gut 1.700 Quadratmetern Fläche umzubauen. Seitdem setzt er in Wunstorf auf unterschiedliche Techniken, um seinen Energieverbrauch zu senken: etwa auf eine intelligente Kältesteuerung bei gekühlter Ware und Tiefkühlware sowie Wärmerückgewinnung durch die Kühlsysteme.

Daneben hat er die Dämmung des Gebäudes verbessert sowie zwei Blockheizkraftwerke, LED-Bewegungsmelder und mehrere Photovoltaikanlagen installiert – eine davon auf einer Parkplatzüberdachung. „Wir sind seit 75 Jahren ein Familienunternehmen. Wir denken in Generationen und damit nachhaltiger“, erklärt Kappe seine Motivation.

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Die Märkte von Kappe gehören zu den 300.000 Einzelhandelsunternehmen, die es dem Handelsverband Deutschland (HDE) zufolge hierzulande gibt. Will Deutschland sein Ziel, bis 2045 klimaneutral zu sein, erreichen, geht das nicht ohne den Handel.

„Die Energiepreise werden nicht mehr das niedrige Niveau erreichen, das sie mal hatten.“

Jelena Nikolic, Projektleiterin HDE-Klimaschutzoffensive

Seit 1990 hat die Branche ihre CO2-Emissionen dem HDE zufolge bereits halbiert. Doch für die Händler bleibt noch viel zu tun, auch aus wirtschaftlichen Gründen. „Die Energiepreise werden nicht mehr das niedrige Niveau erreichen, das sie mal hatten“, sagt Jelena Nikolic, die beim HDE Projektleiterin der Klimaschutzoffensive ist. Mit der Kampagne will der HDE auf die Wettbewerbsvorteile durch Klimaschutzmaßnahmen aufmerksam machen und insbesondere kleinen und mittleren Händlern Tipps geben.

Fast die Hälfte des Stroms fließt im LEH in die Kühlung

Potenzial für weitere Energie-Einsparungen ist da. Im Lebensmittelhandel liegt der durchschnittliche Stromverbrauch pro Quadratmeter Verkaufsfläche bei mehr als 308 Kilowattstunden (kWh), hat das EHI Retail Institute mittels Daten aus dem Jahr 2021 ausgerechnet; beim Wärmeenergieverbrauch sind es 84 kWh. Der größte Teil des Stroms fließt demnach in die Kühlung der Ware (46 Prozent) und in die Beleuchtung (21 Prozent).

Die Modernisierung der Beleuchtung rechne sich im Schnitt nach zwei Jahren, sofern ältere LEDs oder andere Lampen ersetzt werden, sagt Jelena Nikolic. Bei der Kühlung dauert das wesentlich länger: „Der Umstieg von offenen Kühlschränken zu geschlossenen Kühlmöbeln kostet für einen mittelgroßen Supermarkt rund eine Million Euro.“ Da brauche es acht bis zehn Jahre, bis sich das auszahlt.

Eine intelligente Kältesteuerung für 90.000 €

Auch Edeka-Kaufmann Cord Kappe war und ist bereit, mehrere Hunderttausend Euro zu investieren, um sich in Klima- und Energiefragen zukunftsfähig aufzustellen. Die beiden Blockheizkraftwerke in seinem Markt in Wunstorf hätten ihn etwa rund 100.000 € gekostet, die intelligente Kältesteuerung um die 90.000 €. „Mittlerweile haben sich die Investitionen weitestgehend ausgezahlt“, sagt Kappe. Nur die aufwendige Parkplatzüberdachung mit Photovoltaikanlage werde sich in seinem Leben nicht mehr amortisieren.

Dafür produziert er eigenen Angaben zufolge im Sommer bis zu 60 Prozent seines Stroms selbst, auf ein ganzes Jahr gerechnet immerhin 40 Prozent. Mit 98 Prozent generiert er außerdem den Großteil der Wärme selbst. Die insgesamt drei Photovoltaikanlagen sparen jährlich 125 t CO2 ein, die beiden Blockheizkraftwerke 70 t und die Wärmerückgewinnung 60 t. Früher seien solche Investitionen im Kollegenkreis immer mal wieder belächelt worden, erinnert sich Kappe. „Heute hat in den meisten Unternehmen ein Umdenken stattgefunden.“

Ein Energieberater sollte dabei sein

Trotz der Vorteile rät Kappe, sich die Investitionen vorher genau zu überlegen. „Ich muss erst mal etwas säen, bevor ich etwas ernten kann. Das kostet Geld, das macht Arbeit, das muss man wollen“, sagt er mit Blick auf seine eigenen Erfahrungen. „Ich muss mich entscheiden, ob ich neue Kühlmöbel, eine schicke neue Obstabteilung oder eine Photovoltaikanlage bauen will.“

Jelena Nikolic empfiehlt, für Modernisierungen in jedem Fall einen Energieberater hinzuzuziehen. Dabei sollten sich Händler als erstes einen Überblick über die Verbräuche verschaffen. Nach der Energieberatung ist es Zeit für erste Kostenvoranschläge. Bevor Händler schließlich neue Geräte kaufen oder Firmen mit der Umsetzung beauftragen, sollten sie recherchieren, ob und welche Förderungen es für die Maßnahme gibt, und die beantragen – und erst danach mit der Umsetzung beginnen.

Die zunächst hohen Investitionssummen schreckten allerdings viele Händler ab, hat Nikolic beobachtet. Wer seine Ladenfläche anmietet, sei oft zusätzlich in seinem Handlungsspielraum eingeschränkt. Zudem seien Energieberater im Moment schwer zu bekommen und auch bei der Hardware gebe es Probleme. Trotzdem sollten Unternehmer sich nicht von langen Warte- und Lieferzeiten abschrecken lassen, rät sie. „Viele Händler haben einfach mal angefangen und waren dann überrascht, dass es am Ende doch schnell ging.“

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Dieser Text erschien zuerst auf www.lebensmittelzeitung.net.