Ein neuer Goldstandard für die Klimaberichterstattung

Die Rechnungslegungsorganisation IFRS macht beim Klimareporting Tempo.

Die Rechnungslegungsorganisation IFRS macht beim Klimareporting Tempo.

Für das Klimareporting von Unternehmen zeichnet sich die Entstehung eines neuen Goldstandards ab. Dies wird durch eine Ankündigung auf der Weltklimakonferenz in Sharm El-Scheich am Dienstag unterstrichen.

Dort haben zwei absolute Schwergewichte der globalen Finanz- und Nachhaltigkeitsberichterstattung ihre Zusammenarbeit bekanntgegeben. Demnach wollen die IFRS Foundation und die Offenlegungsplattform CDP gemeinsam den neuen Berichtsstandard IFRS S2 etablieren. Er enthält Regeln, wie Unternehmen über ihre Klimaschutzaktivitäten berichten sollen.

Weltweit berichten Unternehmen nach den Regeln der IFRS

Die IFRS Foundation ist die wichtigste Organisation für die Rechnungslegung börsennotierter Unternehmen. Ihre Standards gelten für Unternehmen in weltweit mehr als 140 Jurisdiktionen (Länder und andere Rechtsgebiete), darunter auch die Europäische Union.

Auf dem Klimagipfel in Glasgow vor einem Jahr hatte die Stiftung angekündigt, das International Sustainability Standards Board (ISSB) zu schaffen, das einheitliche Regeln für die Nachhaltigkeitsberichterstattung etablieren soll. Das Board wird vom ehemaligen Danone-Chef Emmanuel Faber geführt und ist in Frankfurt am Main angesiedelt. Der Standard für die Klimaberichterstattung ist das erste Werk des Boards. Er liegt derzeit im Entwurfsstadium vor und soll so früh wie möglich in 2023 verabschiedet werden.

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Mit der Integration der Klimaberichterstattung in die Bilanzen börsennotierter Unternehmen wird der Druck auf Firmen erhöht, sich des Themas anzunehmen. Denn damit wird es Investorinnen und Investoren möglich, die Risiken und Chancen abzuschätzen, die für Unternehmen aus dem Klimawandel resultieren.

„Den Klimawandel zu bekämpfen, ist eine Notwendigkeit, doch der Fortschritt ist sehr langsam“, kritisierte Lucrezia Reichlin von der IFRS Foundation im November 2022 auf der Euro Finance Week in Frankfurt. „Dass unsere Organisation sich jetzt um Standards kümmert für die Bilanzierung von Nachhaltigkeit, könnte ein Gamechanger werden.“

IFRS S2 schreibt Berichterstattung zu Klimazielen, Strategie und Bilanz vor

Der Standard der IFRS Foundation basiert auf der Arbeit anderer Organisationen, die sich in der Vergangenheit bereits um die Etablierung von Regeln für die Klimaberichterstattung bemüht haben. Diese Arbeit wird nun in einem Konzept konsolidiert. Es definiert Anforderungen an die Darstellung von klimabezogenen Risiken und Chancen. Angaben müssen gemacht werden zu Fragen der Strategie, des Managements sowie zu Klimazielen- und bilanzen. Unternehmen sollen zudem erläutern, wie Sie den Übergang zu einer klimafreundlichen Wirtschaftsweise gestalten wollen.

Dass die global bedeutendste Plattform für die Offenlegung von Nachhaltigkeits- und Klimadaten CDP mit an Bord kommt, steigert die Bedeutung des Standard IFRS S2 erheblich. Fast 19.000 Unternehmen weltweit berichten ihre Anstrengungen für mehr Nachhaltigkeit an CDP. Darunter nicht nur börsennotierte Konzerne, sondern auch private Unternehmen aller Größen.

CDP fragt künftig Daten nach IFRS S2 ab

Der Standard IFRS S2 wird künftig in die Fragebögen aufgenommen, mit denen CDP jährlich die Klimadaten von Unternehmen abfragt. Auf diese Daten greifen rund 680 Finanzinstitutionen zu, die mehr als 130 Billionen Dollar an Kapital verwalten. Außerdem nutzen Unternehmen mit einem jährlichen Einkaufsvolumen von insgesamt mehreren Billionen US-Dollar das CDP Supply Chain Program, um Klimadaten von Zulieferern abzufragen.

Als globale Nachhaltigkeitsplattform sei CDP in einer einzigartigen Position, um die frühzeitige Einführung des neuen Klimastandards „in der gesamten Weltwirtschaft zu fördern“, erläuterte CDP-Gründer Paul Dickinson die Entscheidung. „Dies wird entscheidend dazu beitragen, das Handeln und die Rechenschaftspflicht von Unternehmen zu stärken und den Finanzmärkten, Regierungen und Regulierungsbehörden klare, vergleichbare Daten für ihre Entscheidungsfindung zur Verfügung zu stellen.“

Der Standard IFRS S2 kann auch auf private Unternehmen abstrahlen

Für die Berichterstattung von Klimaaktivitäten gibt es bislang zahlreiche Standards. Zu den am weitesten verbreiteten gehört der GRI 305 der Global Report Initiative. Die jetzigen Entscheidungen von IFRS und CDP könnten dazu führen, dass sich eine einheitliche Herangehensweise entwickelt, die sich auch außerhalb des Segments der börsennotierten Unternehmen etabliert. Zumal vorgesehen ist, dass auch Unternehmen zur Berichterstattung nach dem IFRS S2-Standard verpflichtet werden können, die nicht nach den International Financial Reporting Standards berichten müssen.

Ein einheitlicher Standard würde für alle Akteure die Berichterstattung und Bewertung von Klimaaktivitäten vereinfachen. Standardisierte Nachhaltigkeitsdaten sind von entscheidender Bedeutung zum Beispiel auch im Kreditvergabeprozess von Banken.

Breite Allianz zur Einführung von IFRS S2

„Künftig wird die Nachhaltigkeit eines Unternehmens darüber entscheiden, ob es überhaupt einen Kredit bekommt“, sagt Professor Christoph Schalast von der Frankfurt School of Finance & Management. „Unternehmen müssen daher den Anspruch haben, laufend nachhaltiger zu werden, um auch ihre Finanzierungskonditionen zu verbessern. Denn durch ein besseres Nachhaltigkeitsprofil verringern sich die Risiken für die Bank.“

Die Einführung der IFRS S2 wird neben CDP von rund 20 weiteren Organisationen unterstützt. Dazu zählen die Global Reporting Initiative, die European Accounting Association, die International Federation of Accountants, die Vereinten Nationen und große Wirtschaftsprüfungsfirmen wie Deloitte, KPMG und PWC. Außerdem wird mit der Europäischen Kommission daran gearbeitet, den Standard mit den Vorgaben der EU kompatibel zu machen.