Das Funktionieren von Produktion und Lieferketten hängt vielfach von Wasser ab. Unternehmen sollten das verstärkt im Blick haben, rät Nachhaltigkeitsexpertin und Beraterin Dr. Dina Barbian.
GREEN.WORKS: Frau Dr. Barbian, welche Priorität hat das Thema Wasser im Moment auf der Agenda der Unternehmen?
Dina Barbian: Bei den Unternehmen ist das Thema eher weniger angekommen. Der Fokus liegt derzeit eher auf der Energie und auf den CO2-Emissionen. Dennoch denke ich, dass das Thema Wasser spürbar wird, auch bei den Unternehmen. Das Bewusstsein wird steigen, wie wichtig Wasser für Produktionsprozesse und generell als Lebensmittel ist.
Zur Person
Dr. Dina Barbian ist Geschäftsführerin des Nachhaltigkeitsinstituts Eco2050, einer Ausgründung der Universität Erlangen-Nürnberg. Die Wirtschaftsingenieurin und promovierte Nachhaltigkeitsökonomin ist als Beraterin für Unternehmen zu Themen wie Nachhaltigkeitsmanagement und Ökobilanzierung tätig sowie in Forschung und Lehre. Unter anderem war sie Visiting Professor an der Universität Aarhus.
GREEN.WORKS: Was trägt dazu bei, dass das Bewusstsein steigt?
Dina Barbian: Die Bundesregierung hat ihre nationale Wasserstrategie vorgestellt, über die in den Medien prominent berichtet wurde. Hinzu kommt, dass wir Extremsituationen erlebt haben, wie die Überschwemmungen im Ahrtal einerseits und die Dürren im Sommer andererseits. Aktuell haben wir zu wenig Schneefall in den Alpen gehabt, was im Frühjahr dazu führen wird, dass Seen und Flüsse weniger gefüllt sein werden. Frankreich und Italien haben gerade eine Winterdürre erlebt.
GREEN.WORKS: Wir erleben eine Klimakrise, aber auch eine Wasserkrise – und natürlich hängt beides miteinander zusammen. Hat die Wasserkrise schon die Bedeutung, die dem Thema angemessen ist?
Dina Barbian: In manchen Unternehmen ist das schon der Fall, aber noch nicht bei allen. Die Klimakrise bedingt sowohl die Wasser- als auch die Bodenkrise. Die Bodenkrise ist noch nicht genügend präsent. Unsere Böden verarmen ja, was ein enormes Problem ist.
GREEN.WORKS: Aus welchen Perspektiven muss man denn auf das Thema Wasser schauen, wenn man es in seiner ganzen Problematik verstehen möchte?
Dina Barbian: In vielen Unternehmen hängen Prozesse vom Wasser ab. Wenn die Wasserverfügbarkeit sinkt durch Trockenheit oder Rationierung, beeinträchtigt das zwangsläufig die Produktivität und die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens. Was den Unternehmen nicht so bewusst ist, ist das Thema virtuelles Wasser. Also: Welchen Wasserverbrauch verursache ich durch den Einkauf von Waren und Dienstleistungen? Auch damit müssen wir uns mehr beschäftigen, denn hier wird das Problem an andere Regionen und Länder exportiert. Das holt uns aber wieder ein: Wenn Wasserknappheit bei Zulieferern und Dienstleistern auch unsere Lieferkette beeinträchtigt.
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GREEN.WORKS: Ist die Beschäftigung mit Wasser für Unternehmen noch ein Nice-to-have?
Dina Barbian: Immer weniger. Ich habe ja schon erläutert, warum es gute Gründe dafür gibt, dass Unternehmen ihren Wasserverbrauch unter die Lupe nehmen. Hinzu kommt, dass Produkte, die mit weniger Wasser hergestellt werden, eine bessere Chance haben, dass sie auch in Zukunft noch verkauft werden dürfen, wenn Wasser knapper werden sollte. Aber auch über die CSRD-Richtlinie der EU werden mehr Unternehmen auch über nicht-finanzielle Aktivitäten Rechenschaft ablegen müssen. Dazu gehören auch Angaben zur Nutzung von Wasser- und Meeresressourcen.
GREEN.WORKS: Was sind Kernelemente einer Wasserstrategie?
Dina Barbian: Zunächst eine eingehende Analyse, wo und wie Wasser im Unternehmen verbraucht wird. Dabei ist wichtig zu wissen, dass das in der kompletten Lieferkette verbrauchte Wasser in der Regel sehr viel mehr ist als das direkt im Unternehmen verbrauchte. Für den direkten wie indirekten Verbrauch sollte man dann die Stellhebel identifizieren, um diesen zu reduzieren. Da gibt es viele Ansätze und Möglichkeiten.
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