Der deutsche Mittelstand ist auf die steigenden Anforderungen beim Klimaschutz offenbar nicht ausreichend vorbereitet. Einer Untersuchung zufolge haben viele Unternehmen noch Defizite bei der klimabezogenen Unternehmensführung.
Die Anforderungen von Banken, Firmenkunden, Regulatoren oder Belegschaften beim Klimaschutz steigen, doch viele Unternehmen haben darauf noch nicht ausreichend reagiert. Sie haben noch Aufholbedarf bei der klimabezogenen Unternehmensführung. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Beratungsgesellschaft FTI Andersch und der Leuphana Universität Lüneburg. Betriebswirtschaftsprofessor Patrick Velte spricht von „ernüchternden Befunden“.
Klimabezogene Unternehmensführung: 40 Prozent der Firmen haben eine Strategie
Für die Untersuchung haben 152 Unternehmen mit 250 bis 5000 Beschäftigten Antworten auf die Frage gegeben, wie sie den Klimaschutz in ihrer Organisation verankert haben. Demnach haben bisher erst 40 Prozent der Firmen eine spezifische Strategie zum Umgang mit Klimafolgen entwickelt. Nahezu die Hälfte der Unternehmen verfügt nach eigenen Angaben nicht über ausreichend interne Klimaexpertise.
In fast allen befragten Unternehmen (95 Prozent) sind aber Strukturen für eine klimabezogene Unternehmensführung etabliert worden. In zwei Dritteln der Unternehmen ist eine für das Thema verantwortliche Person in der obersten Führungsebene bestimmt worden. In den Aufsichtsgremien fehlt es allerdings in den allermeisten Fällen noch an Nachhaltigkeitskompetenz.
„Es wird deutlich, dass die strategische Relevanz des Themas überwiegend erkannt wurde“, so die Untersuchung. Denn die Klimastrategie ist Teil der Unternehmensstrategie und beeinflusst Geschäftsmodelle, Investitionsentscheidungen, Finanzierung, Einkauf und vieles mehr. „Unternehmen stehen vor der Herausforderung, das Bewusstsein für eine klimaangepasste Wertschöpfung in den entsprechenden Organen zu stärken, Zielkonflikte zu minimieren und eine langfristige datenbasierte Planung für Klimaauswirkungen aufzubauen.“
Regulierung zwingt zur klimabezogenen Unternehmensführung
Die Klimaziele und die Berichterstattung über die Klimabemühungen sind noch ausbaufähig. Demnach haben sich nur 28 Prozent der Firmen das Erreichen von Klimaneutralität zum Ziel gesetzt. Dies sollte in erster Linie über die Reduktion von Emissionen geschehen. Kompensation gilt als letzter Schritt zur Klimaneutralität, wenn alle anderen Potenziale ausgeschöpft sind.
In weniger als der Hälfte der analysierten Unternehmen gibt es eine klimabezogene Nachhaltigkeitsberichterstattung. Diese ist besonders wichtig, da die Anforderungen steigen, Rechenschaft über Klimaschutz und andere Fragen der Nachhaltigkeit abzulegen. Die Europäische Union hat die Corporate Sustainability Directive (CSRD) verabschiedet, die auch von Mittelständlern in den nächsten Jahren erfüllt werden muss. Doch viele Unternehmen haben sich laut der Untersuchung noch nicht damit beschäftigt. „Hier ist zeitnaher Handlungsbedarf erforderlich.“
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„Die Verbesserungspotenziale im deutschen Mittelstand zur klimabezogenen Unternehmensführung sind nicht wirklich überraschend“, kommentierte Patrick Velte, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Leuphana Universität, die Ergebnisse. Er erwartet, dass dies nicht mehr lange so bleiben wird.
„Über die neuen EU-Richtlinien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) und zu den nachhaltigkeitsbezogenen Sorgfaltspflichten in der Wertschöpfungskette (CSDDD) wird die Klimatransformation in hohem Maße mittelstandswirksam, sodass sich die ernüchternden Befunde in Kürze ändern dürften“, so der Fachmann.
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