Angesichts des Klimawandels sieht sich die deutsche Wasserwirtschaft vor großen Herausforderungen. „Noch ist die Wasserversorgung in Deutschland gesichert, zur zukünftigen Sicherung bedarf es jedoch großer Anstrengungen der Branche“, sagte der Vorstand des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DGVW), Wolf Merkel, am Montag in Berlin.
Die Lage sei in einigen Landesteilen jetzt schon sehr ernst, so Merkel. Es sei gut, dass die Wasserversorgung von der Politik mehr Aufmerksamkeit bekomme. Die Bundesregierung stimmt derzeit eine nationale Wasserstrategie ab. Ein Entwurf noch aus Zeiten der großen Koalition wird von der Ampelkolation überarbeitet. Die Strategie soll Antworten darauf geben, wie im Jahre 2050 eine ausreichende Wasserversorgung für Mensch und Umwelt gewährleistet werden kann. Dazu sollen der Schutz des Grundwassers, der Bäche, Flüsse und Seen und der sorgsame Umgang mit Wasser verstärkt werden. Der Strategie ging ab 2020 der nationale Wasserdialog mit mehr als 200 Teilnehmenden voraus. In vielen Bundesländern werden Masterpläne zur Wasserversorgung erarbeitet.
„Im Zusammenhang mit dem Klimawandel ist die Wasserwirtschaft mit zunehmenden Herausforderungen konfrontiert“, sagte Wolf am Montag. Zwar blieben die Niederschlagsmengen über das Jahr gesehen in etwa konstant, doch die Verteilung verändere sich. „Zunehmende Extremereignisse wie Dürrephasen und Starkregen zeigen die Grenzen einer sicheren Versorgung und die Vulnerabilität von Versorgungssystemen auf.“
Projektionen mehrerer wissenschaftlicher Einrichtungen zeigen für die Zukunft eine steigende Tendenz bei der Anzahl der Trockentage und der Entwicklung agrarischer Dürren. Davon besonders betroffen wären der Westen und Südwesten Deutschlands. Die Zahl der Sommertage mit mehr als 25 Grad und der heißen Tage mit mehr als 30 Grad wird laut den Untersuchungen flächendeckend deutlich zunehmen. Laut dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung könnte es in einem Großteil Deutschlands Ende des Jahrhunderts mehr als 60 Sommertage im Jahr geben. Solche klimatischen Bedingungen kennt man bisher nur am Oberrheingraben. Die Zahl der heißen Tage könnte sich laut Deutschem Wetterdienst verfünffachen.
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Als besondere Schwierigkeit nannte Wolf die regional ungleiche Verteilung von Wasserressourcen in Deutschland. „Wir müssen eine Verbindung schaffen zwischen Überschuss- und Mangelgebieten“, sagte er. Zwar gebe es hierfür in weiten Teilen des Landes schon Infrastruktur. Diese müsse jedoch geprüft und dann zukunftsfähig gemacht werden. Für die Industrie forderte er, dass sie Konzepte für die Wiederverwendung von Wasser erarbeitet. Zudem bedürfe es Sparanstrengungen.
Für die Zukunft braucht es nach Ansicht des Wasserfachs „verbindliche Regelungen für die Wasserzuteilung“. Die Bundesregierung sei gefordert, bei diesem Thema für Klarheit zu sorgen. Dazu gehöre auch eine Flexibilisierung der Wasserentnahmen.
Der mit Abstand größte Wasserverbraucher in Deutschland ist laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes die Energiebranche, die das Wasser zum Beispiel zum Kühlen ihrer Anlagen benötigt. Auf sie entfällt mehr als die Hälfte des Verbrauchs. Ein Viertel wird im Bergbau benötigt. Die öffentliche Wasserversorgung nimmt ein Fünftel des Wassers in Anspruch. Die landwirtschaftliche Beregnung ist laut den offiziellen Zahlen vernachlässigbar.
Vom Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft geht nach Einschätzung des Wasserfachs keine Gefahr für die Wasserversorgung in Deutschland aus. Von den 188 Milliarden Kubikmeter Wasser würden nach derzeitigen Plänen nur gerade 25 Millionen für die Erzeugung von Wasserstoff benötigt. „Der Wasserbedarf für die Elektrolyse ist kein Problem“, so Verbandsvorstand Merkel.