Mehr als 80 % der IT-Führungskräfte in Deutschland halten die Technologie, Daten und Betriebsumgebungen in ihren Unternehmen für unnötig komplex – und schätzen, dass die Betriebe daher nicht optimal gegen Cyberangriffe geschützt sind. Das zeigt die aktuelle Studie „Digital Trust Insights 2022“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. Für die Studie hat PwC über 3600 Führungskräfte aus Wirtschaft und Technologie weltweit zu den Herausforderungen und Chancen im Bereich Cybersicherheit befragt. Vor allem die Regulierung von Investitionen in Technologien, aber auch Cloud-Umgebungen halten 85 bzw. 77 % der deutschen Befragten für zu komplex. Die meisten befürchten durch die hohe Komplexität fehlende Resilienz, finanzielle Verluste und mangelnde Innovationsfähigkeit. Innerhalb des eigenen Unternehmens konnten zwar 72 % ihre Geschäftsumgebung in den letzten zwei Jahren vereinfachen, indem sie Technologien komplett oder teilweise rationalisiert haben. Komplex sind teilweise auch die Beziehungen zu Zulieferern: Rund ein Drittel (32 %) der Führungskräfte in Deutschland verstehen die IT- und Software-Risiken in ihrer Lieferkette wenig oder gar nicht. Auch die Verhältnisse zu Sub-Dienstleistern sind für 30 % der Befragten undurchsichtig, ebenso wie zu Anbietern von Cloud-Lösungen (29 %), IoT oder anderer Technologien (28 %). Immerhin 38 % der Befragten gaben an, dass sie in den letzten zwölf Monaten Audits bei Zulieferern durchgeführt haben, um die Sicherheitslage und Compliance einzuschätzen. Für Grant Waterfall, EMEA Cyber Security & Privacy Leader bei PwC, ist die passende Auswahl von Dienstleistern ein zentraler Faktor für Cybersicherheit. Rund drei von fünf Befragten in Deutschland (57 %) sind der Ansicht, dass Cyberkriminalität im kommenden Jahr im Vergleich zu 2021 zunehmen wird – v. a. in den Bereichen Mobile (56 %), IoT (59 %) und Cloud (58 %). 59 % erwarten einen Anstieg von Ransomware-Angriffen, fast genauso viele gehen von zunehmender Malware durch Software-Updates (58 %) und mehr Angriffen auf Cloud-Services (57 %) aus. Die Prävention solcher Angriffe erfolgt dabei nicht immer geordnet; Entscheidungen über Investitionen oder das Management von Cyberrisiken basieren etwa erstaunlich selten auf einer soliden Datenbasis: Nur etwa ein Drittel der befragten Unternehmen verfügt über ein vollständiges Data-Governance-Programm. Außerdem bemerkenswert: In Deutschland betrachten weniger Befragte (21 %) eine Threat Intelligence in Echtzeit als wesentlich für ihr Cyber-Security-Betriebsmodell als weltweit (30 %). Nur für 21 % (global: 26 %) stellt die Quantifizierung von Cyberrisiken einen integralen Bestandteil ihres Betriebsmodells dar, wie Moritz Anders feststellt. Eine Vorreiterrolle bei der Cybersicherheit kommt CEO zu. Laut den befragten Führungskräften aus Deutschland engagieren sich ihre CEO v. a. bei der Berichterstattung zu Cybervorfällen für Aufsichtsbehörden. Auch nach Cyberangriffen auf die eigene Organisation oder Branche werden CEOs selbst aktiv. Auffällig: Die Unternehmen, deren CEO sich engagieren und den Bereich Cybersicherheit für wachstums- und vertrauensrelevant halten, haben in den letzten zwei Jahren signifikant häufiger Fortschritte bei der Digitalisierung gemacht.
(PM PwC vom 19.10.2021)