Europawahlen: Starke Kapitalmärkte für eine wettbewerbsfähige EU
Leistungsstarke Kapitalmärkte sind eine entscheidende Voraussetzung, um den Wirtschaftsstandort Europa fit für die Zukunft zu machen und die Transformation zu finanzieren. Anlässlich der Europawahlen im Juni fordert das Deutsche Aktieninstitut in seinem am 4.4.2024 veröffentlichten Europapapier deshalb eine bessere und schlankere Regulierung, ein einheitliches europäisches Gesellschaftsrecht und die Stärkung der Aktienkultur.
“Kapitalmärkte sind in der Lage, die umfangreichen Investitionen zu finanzieren, mit denen die europäische Wirtschaft gestärkt und transformiert werden kann. Sie spielen eine entscheidende Rolle, um die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu steigern. Damit die Kapitalmärkte ihr volles Potenzial entfalten können, muss die nächste EU-Kommission ihre Stärkung mit hoher Priorität angehen,“ fordert Dr. Christine Bortenlänger, Geschäftsführende Vorständin des Deutschen Aktieninstituts.
In seinen europapolitischen Forderungen „Getting Europe Back on Track. Leveraging Capital Markets to regain and ensure Europe’s global Competitiveness“ schlägt das Deutsche Aktieninstitut die folgenden Maßnahmen vor.
Bürokratieabbau und bessere Rechtssetzung
Im Interesse ihrer Wettbewerbsfähigkeit muss die EU zukünftig auf attraktive marktwirtschaftliche Rahmenbedingungen und eine schlankere, effizientere Gesetzgebung setzen. Dafür bedarf es eines engen Austauschs mit den Unternehmen, um zu gewährleisten, dass die Regulierung praxistauglicher wird.
Auch steht der Aufwand, den die Berichterstattung den Gesellschaften verursacht, häufig in keinem angemessenen Verhältnis zum Nutzen für Investoren oder die Öffentlichkeit. Deshalb sollten beispielsweise die Berichtspflichten nach den europäischen Nachhaltigkeitsberichtsstandards, die weit über 800 nicht-freiwillige Datenpunkte umfassen, hinsichtlich ihrer Relevanz und Verhältnismäßigkeit noch einmal einer kritischen Würdigung unterzogen werden.
Einführung eines Rahmenwerks für europäisches Gesellschaftsrecht
EU-Unternehmen, die an die Börse gehen wollen, entscheiden sich häufig für eine Notierung außerhalb Europas, etwa in den USA. Dort sind nicht nur die Kapitalmärkte besser entwickelt, sondern das Gesellschaftsrecht ist auch deutlich flexibler als in der EU. Deshalb ist das ausländische Listing oft auch mit dem Wechsel in eine andere Rechtsform verbunden. Dieser Flucht in andere Gesellschaftsrechtsformen sollte die nächste EU-Kommission einen eigenen, attraktiven Rechtsrahmen entgegensetzen. Ausgehend von der Europa-AG sollte sich dieser an den attraktivsten mitgliedstaatlichen Vorgaben orientieren. Er könnte so dazu beitragen, die internationale Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen zu stärken.
Stärkung der Aktienkultur
Eine wesentliche Voraussetzung für leistungsstarke Kapitalmärkte in der EU ist eine lebendige Aktienkultur in den Mitgliedstaaten. Die EU-Kommission sollte diejenigen Mitgliedstaaten, die noch keine aktienbasierten Altersvorsorgesysteme haben, motivieren, solche zu implementieren. Anlagen aus den Altersvorsorgesystemen am Kapitalmarkt helfen nicht nur, Lücken in den staatlichen Rentensystemen zu schließen, die aufgrund des demographischen Wandels entstehen, und stabilisieren damit die Renten. Sie stellen darüber hinaus zusätzliche Mittel für die Finanzierung der grünen und digitalen Transformation der Wirtschaft zur Verfügung.
„Die Summen, die die EU für die Nachhaltigkeitstransformation aufruft, sind riesig. Ohne einen leistungsstarken, tiefen Kapitalmarkt wird es nicht gehen. Wenn wir wollen, dass den Unternehmen genügend Geld und ein effizienter Rechtsrahmen für dieses Megaprojekt zur Verfügung steht, müssen die EU und die Mitgliedstaaten zeitnah aktiv werden,“ so Bortenlänger.
Die europapolitischen Forderungen des Deutschen Aktieninstituts finden Sie hier.