Deutschland hat im vergangenen Jahr mehr als 13 Mrd. € mit dem Verkauf von Emissionsrechten eingenommen. Damit wurde ein Höchstwert erzielt und das Ergebnis von 2021 (12,5 Mrd. €) leicht übertroffen, berichtet das Umweltbundesamt.
Die Einnahmen resultieren jeweils ungefähr hälftig aus der Versteigerung von Emissionsrechten im Rahmen des Europäischen Emissionshandels und aus dem nationalen Emissionshandelssystem für Wärme und Verkehr. Im erst 2021 eingeführten nationalen Handel sind die Einnahmen von 7,2 auf 6,4 Mrd. € gesunken: Weil der Bund entschieden hatte, die Preise der Emissionsrechte 2023 auf dem Niveau von 2022 zu belassen, haben Unternehmen nötige Käufe ins neue Jahr verschoben.
Im europäischen System erwerben Betreiber von Industrieanlagen und Kraftwerken jeweils direkt Emissionsrechte. Im Wärme- und Verkehrsbereich müssen die Verkäufer von Benzin, Heizöl und anderen Energieträgern die Rechte erwerben. Die Kosten versuchen sie in Form höherer Preise an die Endkunden weiterzugeben. Die Einnahmen aus dem Emissionshandel fließen in den Klima- und Transformationsfonds, mit dem zum Beispiel die Energieeffizienz, die Wasserstoffproduktion oder klimafreundliche Gebäude gefördert werden.
Preise für Emissionsrechte sind um ein Vielfaches gestiegen
„Die CO2-Bepreisung über den Emissionshandel ist ein entscheidender Hebel, um die Klimaziele zu erreichen“, sagte Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes. „Jede emittierte Tonne CO2 wird mit einem Preisschild versehen und setzt damit maßgebliche Impulse für den klimaschonenden Umbau unserer Gesellschaft.“
Die Preise für die Emission von Treibhausgasen sind im europäischen Handel in den vergangenen Jahren um ein Vielfaches gestiegen. Auch im nationalen Handel sollen sich Emissionen in den kommenden Jahren deutlich verteuern. Für Unternehmen bestehen damit Anreize, den Verbrauch von fossilen Energien zu senken. Das kann einerseits durch eine höhere Energieeffizienz erreicht werden und andererseits durch die Nutzung von erneuerbaren Energien.
Die Zahl der versteigerten Emissionsrechte an der European Energy Exchange (EEX) in Leipzig ist 2022 auf rund 85 Mio. gesunken. Das ist ein erheblicher Rückgang im Vergleich zum Vorjahr (101 Mio.). Der durchschnittliche Preis stieg laut Umweltbundesamt von 52,50 auf 80,32 €. Seit 2020 hat sich der durchschnittliche Preis damit verdreifacht.
Reform: Emissionszertifikate sollen stärker verknappt werden
„Die starken Preissteigerungen sind maßgeblich auf den im vergangenen Jahr intensivierten europäischen Reformprozess zur Anhebung des Ambitionsniveaus im EU-ETS für den Zeitraum bis 2030 zurückzuführen“, so Jürgen Landgrebe, Leiter des Fachbereichs Klimaschutz, Energie der deutschen Emissionshandelsstelle im Umweltbundesamt. Denn ab 2026 sollen die Emissionsrechte im europäischen Emissionshandel nochmals deutlich gekürzt werden. Darauf haben sich EU-Kommission, Mitgliedstaaten und Parlament kurz vor Weihnachten verständigt.
Kostenlose Verschmutzungszertifikate soll es ab 2034 überhaupt nicht mehr geben. Ab 2026 laufen sie schrittweise aus. Die Zertifikate im Emissionshandel für Energie und Industrie werden von 2005 bis 2030 um 62 statt 43 Prozent verknappt. Außerdem wird es auch für Verkehr und Wärme ab 2027 ein europäisches System geben. Ein Grenzausgleichsmechanismus soll dafür sorgen, dass in der EU hergestellte Produkte gegenüber anderen nicht finanziell benachteiligt sind. Das soll über eine Abgabe bei der Einfuhr dieser Waren geregelt werden.
Der Klimawissenschaftler Ottmar Edenhofer, der das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung leitet, sieht in den politischen Entscheidungen nun eine Grundlage, „damit man die Klimaziele einigermaßen erreichen kann“, wie er dem Deutschlandfunk sagte.