Die Versäumnisse beim Klimaschutz machen ein immer schnelleres Umsteuern nötig. Wer rechtzeitig handelt, schützt sich vor Geschäftsrisiken. Die Gründe, warum Unternehmen klimaneutral werden sollten.
Frühjahr 2022 – in Europa herrscht Krieg. Die Öffentlichkeit schaut auf zerbombte Wohnblocks, diskutiert über die Lieferung von Panzerfäusten und hört mit Erschütterung die Berichte des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Das scheint nicht die Zeit zu sein, in der man sich die Frage stellt, warum Unternehmen klimaneutral werden sollten. Doch das ist ein Irrtum. Global nehmen die Suchanfragen zu dem Thema zu und in Deutschland berichten Klimadienstleister, dass sie sich vor dem Andrang kaum noch retten können.
Die Klimakrise tritt mit Kriegsbeginn nur einen Moment in den Hintergrund – um dann mit Wucht zurückzukehren: Die Jahrhundertdürre legt Flüsse trocken, führt zu Ernteausfällen und bremst Kohle- und Atomkraftwerke aus. Zugleich drosselt Russland die Gaslieferungen nach Europa und zeigt Deutschland auf, in welche Abhängigkeit sich das Land begeben hat. Die Nachfrage nach Solaranlagen und Wärmepumpen steigt rasant an und Energieeffizienz ist nicht mehr nur für den Schutz des Klimas wichtig. Neben allen Notmaßnahmen startet die Bundesregierung ein Programm zum massiven Ausbau der Erneuerbaren.
Der Weltklimarat IPCC warnt in seinem sechsten Sachstandsbericht, dass der menschengemachte Klimawandel „gefährliche und weit verbreitete Störungen in der Natur“ auslöse und „das Leben von Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt“ beeinträchtige. Er sei eine „ernste und wachsende Bedrohung für unser Wohlergehen und einen gesunden Planeten“, so IPCC-Chef Hoesung Lee. Bei einer globalen Erwärmung von 1,5°C sei die Welt binnen zwei Jahrzehnten unvermeidlich mit zahlreichen Klimagefahren konfrontiert.
Zunehmende Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen überschreiten dem renommierten Klimagremium zufolge bereits jetzt die Toleranzschwelle von Pflanzen und Tieren und führen zu einem Massensterben von Arten wie Bäumen und Korallen. Diese Wetterextreme hätten kaskadenartige Auswirkungen, die immer schwerer zu bewältigen seien, so der Weltklimarat. Für ihn steht außer Frage, dass Unternehmen möglichst schnell klimaneutral werden sollten.
„Der Wettlauf zu Netto-Null-Emissionen wird die Art und Weise, wie viele Unternehmen ihre Geschäfte führen, für immer verändern. Die Unmittelbarkeit, das Tempo und das Ausmaß des Wandels werden immer noch weitgehend unterschätzt.“
Boston Consulting Group / World Economic Forum
Um den zunehmenden Verlust von Menschenleben, biologischer Vielfalt und Infrastruktur zu vermeiden, rät das Gremium zu ehrgeizigen Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und zu einer raschen, tiefgreifenden Reduzierung der Emission von Treibhausgasen. Der Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass die Kluft immer größer werde zwischen den Taten und dem, was zur Bewältigung der zunehmenden Klimarisiken erforderlich sei.
Konkret bedeutet die Erwärmung der Erde, dass das Leben in Städten für mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung immer unangenehmer wird; dass sich tropische Krankheiten in neue Regionen ausbreiten; dass Ernten durch Trockenheit gefährdet sind; dass wichtige Infrastruktur für den Verkehr oder die Energieversorgung beschädigt wird; und dass es zu mehr Arbeitsausfällen kommt, weil der menschliche Organismus höheren Belastungen ausgesetzt ist.
Der Thinktank des Schweizer Rückversicherers Swiss Re warnt, dass die Welt „bis Mitte des Jahrhunderts fast 10 Prozent ihres gesamten wirtschaftlichen Wertes verlieren“ werde, wenn der Klimawandel auf dem derzeit erwarteten Kurs bleibe und die Ziele des Pariser Abkommens nicht erreicht würden. Diese Ziele sehen völkerrechtlich bindend vor, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf deutlich unter zwei Grad, nach Möglichkeit maximal 1,5 Grad zu begrenzen. Bereits erreicht ist eine Erwärmung der Temperatur um 1,2 Grad.
GREEN.WORKS – So geht unternehmerischer Klimaschutz
Klimaschutz und Klimaanpassung werden für Unternehmen erfolgskritisch. Mit unserer Initiative GREEN.WORKS stellen wir Informationen für die erfolgreiche Dekarbonisierung der Geschäftsmodelle bereit. Besuchen Sie unsere Startseite und unsere Academy mit Masterclasses, Deep Dives & mehr. Hier finden Sie unseren Einsteiger-Guide und unseren Klimadienstleister-Guide 2023.
Veranstaltungen der GREEN.WORKS Academy
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- 9. Mai | 11-12.30 Uhr | Erfolgreicher Einstieg in den unternehmerischen Klimaschutz
- 17. Mai | 10-12 Uhr | Twin Transformation – Mit Digitalisierung zu mehr Klimaschutz
- 6. Juni | 11-12 Uhr | Change-Management – So gelingt der Wandel im Unternehmen
- 22.Juni | 10-12 Uhr | Klimaschutzmanagement aufbauen: KPIs und interner CO2-Preis
- 18. September | 9-17 Uhr | Training Day Green Business
Der Handlungsdruck für die Unternehmen wird durch diese Entwicklungen – vor allem aber die Versäumnisse der vergangenen Jahre – größer und größer. Die Europäische Union will bis 2050 klimaneutral sein, Deutschland nun schon bis 2045. Der Fahrplan wurde nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts beschleunigt. Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 um 65 Prozent sinken.
Doch nicht nur die Politik handelt. Große Unternehmen mit ambitionierten Klimazielen verlangen von ihren Zulieferern, dass sie Klimaschutz betreiben. Auch die Verbraucherinnen und Verbraucher achten vermehrt darauf, dass Produkte klimafreundlich sind. Banken werden die Finanzierung von Unternehmen zunehmend an deren Nachhaltigkeitsbemühungen knüpfen (müssen). Fachkräfte fragen in Bewerbungsgesprächen nach den Klimaschutzbemühungen des potenziellen künftigen Arbeitgebers. Die Preise für Emissionen steigen. Und die emissionsarme Wirtschaft eröffnet neue Geschäftschancen. Alles gute Gründe, warum Unternehmen klimaneutral werden sollten – oder wenigstens die Treibhausgase soweit wie möglich reduzieren.
Klimaschutz ist keine Imagefrage mehr. Wer seinen Treibhausgas-Ausstoß nicht in den Griff bekommt, riskiert den Erfolg seines Unternehmens.
Die gute Botschaft: Klimaschutz ist möglich, die Lösungswege sind ersichtlich, die nötige Technologie weitgehend vorhanden. Das ist zum Beispiel das Ergebnis einer Studie des Bundesverbandes der Deutschen Industrie und der Beratungsfirma Boston Consulting Group. Immer mehr Dienstleister helfen Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Klimaziele.