Die grüne Transformation zwingt Unternehmen zu mehr Klimaschutz. Was Firmen in den nächsten fünf Jahren planen, wird für ihre Wettbewerbsfähigkeit und für das Klima entscheidend sein.
„Viele Firmen haben sich beim Klimaschutz auf den Weg gemacht, aber deutliche Effekte sind bisher noch selten sichtbar“, beschreibt Yvonne Ruf, Partnerin der Unternehmensberatung Roland Berger die Lage. „Was Unternehmen in den nächsten fünf Jahren tun, wird für ihre Wettbewerbsfähigkeit und für das Klima entscheidend sein.“
Wie mehr Tempo bei der Dekarbonisierung erreicht werden kann, zeigt die Untersuchung „Accelerating decarbonization“ der Unternehmensberatung, laut der ein Großteil der Konzerne Emissionsreduzierungen von 20 Prozent bis 2030 planen. Die Halbierung ihrer Treibhausgasemissionen bis 2030 streben dagegen nur 15 Prozent der Unternehmen an.
Gründe für mehr Klimaschutz
Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, müssen laut dem Weltklimarat IPCC die Treibhausgas-Emissionen zwischen 2019 und 2030 um 43 Prozent und bis 2040 um 84 Prozent verringert werden.
Stärkerer regulatorischer Druck sowie der kontinuierliche Anstieg des CO2-Preises zwingen die Unternehmen zu handeln. Für die Wettbewerbsfähigkeit ist es entscheidend, jetzt die nötigen Investitionen zu tätigen, Technologien zu pilotieren und erste grüne Produkte auf den Markt zu bringen, um die steigende Marktnachfrage nach emissionsreduzierten Produkten und Dienstleistungen bedienen zu können.
CO2-Abgaben lassen sich nur durch verminderte Emissionen schmälern und steigenden Energiekosten kann nur durch Energieeffizienz oder Eigenerzeugung begegnet werden.
Wie ein Verpackungshersteller die CO2-Bilanzierung anpackt
Die Emissionsminderung hat sich laut ihrem Nachhaltigkeitsbericht auch die Straub-Verpackungen GmbH zur Aufgabe gemacht, um ihre Klimastrategie umzusetzen.
Die Geschäftsleitung des Familienunternehmens in 8. Generation mit 600 Mitarbeitenden wirkte bei der Formulierung der Umweltschutzziele mit. Zudem sorgte sie mit der Bereitstellung der notwendigen finanziellen, zeitlichen und personellen Ressourcen für die Glaubwürdigkeit innerhalb der Belegschaft. Um Mitarbeitende und Auszubildende zu informieren und zu motivieren, bieten die 2016 gegründete Straub-Akademie und das eigene Ausbildungszentrum Schulungen an.
Integrierte Managementsysteme etabliert im Unternehmen
Bereits 2015 wurde das Energiemanagementsystem ISO 50001 eingeführt, um die Energieeffizienz kontinuierlich zu erhöhen. Die beiden Standorte in Bräunlingen und Blumberg im Schwarzwald sind seit mehreren Jahren nach den ISO-Normen 9001 (Qualitätsmanagement), ISO 14001 (Umweltmanagement) und ISO 50001 (Energiemanagement) zertifiziert.
Der Mittelständler beschäftigt verschiedene Beauftragte, darunter einen Energiemanagement- und Umweltschutzbeauftragten, die unter anderem interne System- und Prozessaudits durchführen sowie Umwelt- und Energiestandards in allen Bereichen des Unternehmens fördern.
Einstieg in das Klimamanagement: Treibhausgas-Bilanz erstellen
Im ersten Schritt ermittelte die Firma ihren Corporate Carbon Footprint (CCF). Hierzu wurden sämtliche Verbräuche und Aktivitätsdaten des Unternehmens zusammengetragen und mit Emissionsfaktoren verknüpft. Die gezielte Analyse des CCF zeigte wesentliche Optimierungs-potentiale auf.
„Die Sammlung und Aufbereitung der Daten hat uns zwar einiges an Zeit gekostet, dennoch war es sehr interessant, wie wir zusammen mit der VEA-Initiative Klimafreundlicher Mittelstand den CCF erarbeitet haben. So konnten wir endlich unsere Vermutungen und Schätzungen in realen Zahlen abbilden,“ beschreibt Markus Scherzinger vom Energieteam des Unternehmens den Prozess.
Emissionen am Standort: Scope 1 & 2
Bei der Bilanzierung stellte sich heraus, dass die Hauptemittenten in der Logistik und bei der Dampferzeugung zu finden waren.
Die fertigen Verpackungen werden mit 32 betriebseigenen Lastkraftwagen ausgeliefert. Zwischen 2008 und 2020 wurde der Fuhrpark der Diesel-LKWs mit neuen LKWs der EURO Norm E6 sukzessive ersetzt. Zudem werden die Fahrzeugführer regelmäßig in einer verbrauchsmindernden Fahrweise geschult. Seit 2015 sind die Lastkraftwagen auch mit Telematik ausgestattet, die für eine optimale Vernetzung zwischen Fahrer, Fahrzeug und Disposition sorgt und detaillierte Daten zur Fahrweise und zum Verbrauch liefert. Zwischen 2018 und 2020 wurden alle dieselbetriebenen Gabelstapler durch Elektro-Papierstapler ersetzt.
GREEN.WORKS – So geht unternehmerischer Klimaschutz
Klimaschutz und Klimaanpassung werden für Unternehmen erfolgskritisch. Mit unserer Initiative GREEN.WORKS stellen wir Informationen für die erfolgreiche Dekarbonisierung der Geschäftsmodelle bereit. Besuchen Sie unsere Startseite und unsere Academy mit Masterclasses, Deep Dives & mehr. Hier finden Sie unseren Einsteiger-Guide und unseren Klimadienstleister-Guide 2023.
Veranstaltungen der GREEN.WORKS Academy
- 4. Mai | 10-12 Uhr | Immobilien klimagerecht bauen und sanieren
- 9. Mai | 11-12.30 Uhr | Erfolgreicher Einstieg in den unternehmerischen Klimaschutz
- 17. Mai | 10-12 Uhr | Twin Transformation – Mit Digitalisierung zu mehr Klimaschutz
- 6. Juni | 11-12 Uhr | Change-Management – So gelingt der Wandel im Unternehmen
- 22.Juni | 10-12 Uhr | Klimaschutzmanagement aufbauen: KPIs und interner CO2-Preis
- 18. September | 9-17 Uhr | Training Day Green Business
Wesentlichen Emissionen entstehen an beiden Standorten durch die mit Erdgas betriebenen Dampfkesselanlagen. Seit 2018 wird die Reduzierung des Energieverbrauchs (Strom, Gas, Diesel) laufend vorangetrieben und mit Kennzahlen in den Aktionsplänen jährlich überprüft.
Mit einem Plan auf dem Weg zur Klimaneutralität
In einem zweiten Schritt wurden nach den in einer Wesentlichkeitsanalyse erarbeiteten klimabedingten Chancen & Risiken gezielte Verbesserungsmaßnahmen in einem Umsetzungsplan verankert. Dieser Plan gibt die Klimaschutz-Leitlinie auf dem Weg zur Klimaneutralität des Unternehmens vor.
Regenerative Energieformen haben bei Straub Verpackungen Tradition
Der Mittelständler setzt schon seit längerer Zeit auf den Einsatz regenerativer Energien. So wird am Standort Bräunlingen eine durch Wasserkraft angetriebene Kaplan-Turbine betrieben, die jährlich ca. 300.000 Kilowattstunden (kWh) leistet. Auf dem Dach des Außenlagers ist eine 880 m2 große Fotovoltaik-Anlage (108 Kilowattpeak) installiert, die seit 2004 circa 105.000 kWh pro Jahr für den Eigenverbrauch liefert. Auf dem Dach des Erweiterungsbaus in Blumberg befindet sich seit 2010 ebenfalls eine Fotovoltaik-Anlage, die jährlich circa 65.000 kWh leistet.
Ein Blockheizkraftwerk im Werk Bräunlingen liefert seit 2015 80 Kilowatt thermische respektive 50 Kilowatt elektrische Leistung. Und die zwei im Jahr 2019 beziehungsweise 2020 fertiggestellten Hochregallager beziehen Fernwärme über eine benachbarte Biogasanlage.
Weniger Abfall, weniger Aufwand, weniger CO2 bei der Verpackung
Kontinuierliche Produkt-Forschung und -Entwicklung sowie Investitionen in modernste Technologien erlauben der Straub Verpackungen GmbH auch bei den Produkten ihre CO2-Emissionen zu reduzieren.
Das „Knack & fill“-Verfahren, seit 2012 bei Kunden im Einsatz, erlaubt Wellpappe dünner zu gestalten und senkt mit weniger Gewicht nicht nur die Kosten, sondern reduziert auch den CO2-Ausstoß: pro eingesparte Tonne Wellpappe werden 887 Kilogramm CO2 eingespart.
Nachhaltigkeitsverständnis transparent kommuniziert
Um seine ökologischen, ökonomischen und sozialen Aktivitäten für seine Stakeholder nachvollziehbar und überprüfbar zu machen und damit solide und transparent zu kommunizieren, veröffentlicht die Straub-Gruppe regelmäßig ihren Nachhaltigkeitsbericht, in dem auch die Umweltziele und -Auswirkungen festgehalten sind. Das Unternehmen ist nach der ISO-Norm 14001 (Umweltmanagementsystem) und ISO-Norm 50001 (Energiemanagementsystem) zertifiziert.
Wie der Einstieg in die THG-Bilanzierung gelingen kann, zeigt auch der Guide von GREEN.WORKS „Einstieg in den Klimaschutz“. Die GREEN.WORKS Academy bietet die Masterclass „Erfolgreicher Einstieg in den Klimaschutz: So gelingt der Start!“ an. Jetzt anmelden.