VON ROBERT BRÜTTING
Abhängig von Größe und internationaler Ausrichtung der Unternehmen ist die Digitalisierung im Arbeitsrecht unterschiedlich weit fortgeschritten. Speziell im Mittelstand wird der Transformationsprozess des Personalwesens immer noch stiefmütterlich behandelt, so Rechtsanwalt Dr. Ralf Kittelberger.
DATEV magazin: Immer mehr Bereiche der Arbeitswelt beziehungsweise des Arbeitsrechts setzen auf Digitalisierung. Worauf führen Sie das zurück?
DR. RALF KITTELBERGER: Man hat erkannt, dass die digitale Transformation Freiraum für Wesentliches schafft und zugleich Basis für zukünftige Herausforderungen ist. Digitalisierung ist mehr als ein rein technisches Thema, weil der Transformationsprozess in den Unternehmen zu weitreichenden strategischen und organisatorischen Veränderungen führt, speziell auch im Bereich der Human Resources oder kurz: HR.
Das Arbeitsrecht hat sich aber doch bereits an anderer Stelle digitalisiert.
Ja, vor allem im Rahmen der digitalisierten Prozessführung. Zwar ist weiter noch kein echter Ansatz von künstlicher Intelligenz zu erkennen, aber die Arbeitsgerichtsbarkeit ist hier in der Vorreiterrolle gewesen und bei der Digitalisierung der Prozessführung schon gut vorangekommen. So war es in der immer noch andauernden Corona-Pandemie weitgehend unproblematisch, die Gütetermine im Einklang mit § 128a der Zivilprozessordnung als Videoverhandlung abzuhalten. Diese positive Entwicklung wird weitergehen und sich hoffentlich auch nach der Pandemie nachhaltig verfestigen.
Wie weit ist die Automatisierung der Prozesse in den Unternehmen mittlerweile fortgeschritten?
Wenn man sich die digitalisierten Prozesse in den Firmen und Betrieben anschaut, fällt auf, dass die Entwicklung abhängig von Größe oder Internationalität eines Unternehmens unterschiedlich weit fortgeschritten oder noch gar nicht wirklich vorhanden ist. Insbesondere im Mittelstand wurde vor allem der HR-Bereich lange und regelmäßig stiefmütterlich behandelt.
Woran liegt das?
Je verwaltender ein Bereich strukturiert ist, desto eher befindet er sich noch im Hintertreffen. Nur wenn der Unternehmer erkennt, dass HR ein elementarer Service ist, der die anderen Bereiche des Betriebs maßgeblich unterstützt, steigt die Investitionsbereitschaft auch in die HR-Infrastruktur.
Die Automatisierung der Prozesse im HR-Bereich ist also keine leichte Aufgabe.
Bei der Digitalisierung des Personalwesens stehen die Unternehmen vor vielschichtigen Aufgaben. Digitale Transformation ist ein andauernder Prozess mit vielen Arbeitsschritten. Das zeigt sich zum Beispiel bei der Einführung digitaler Personalakten. Bis automatisierte Personalmanagementsysteme manuelle Aufgaben oder Doppelarbeiten vermeiden und zu einer deutlichen Prozessoptimierung führen, braucht es Zeit und Geduld. Ausgangspunkt der Digitalisierung sind häufig die Recruiting-Prozesse, wo es auf Schnelligkeit ankommt. Hier können technische Lösungen zumeist isoliert und kostengünstig umgesetzt werden.
Welche Vorteile ergeben sich aus der Digitalisierung der HR-Prozesse?
Daraus ergeben sich viele Möglichkeiten, das Unternehmen strategisch weiterzuentwickeln, etwa Qualifikationen gezielt voranzutreiben oder fachliche Expertisen, die der gesamten Belegschaft zur Verfügung stehen, auszubauen. Insbesondere beim Ausbau der Fort- und Weiterbildung sind intelligente Konzepte und Lösungen sehr hilfreich. Und digitale Personalakten ermöglichen eine prozessgesteuerte Indexierung, Recherche und ereignisgesteuerte Bearbeitung.
Die Transformation von HR endet aber doch nicht mit der Schaffung digitaler Personalakten.
Die Digitalisierung des Personalmanagements in den Unternehmen betrifft nahezu alle Themen in diesem Bereich, vor allem aber die Integration von innovativen Bewerbungs-Tools. Letztendlich geht es darum, die Routinearbeiten effizienter zu erledigen, Doppelarbeiten zu vermeiden oder Abrechnungsvorgänge in neuer, digitaler Form zu automatisieren.
Wie lautet Ihr Fazit?
Die Unternehmer müssen sich klar darüber sein, dass gerade die HR-Abteilung eine Schlüsselfunktion bei der Gestaltung der Unternehmenskultur besitzt und damit entscheidend zum Erfolg des gesamten Unternehmens beiträgt. Dies sollte und muss sich auch bei der Digitalisierung zeigen, die alternativlos ist und an der heute kein Weg mehr vorbeiführt.
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