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Klingbeil: „Wir müssen durch höheres Wirtschaftswachstum die Einnahmen stärken – nur so gewinnen wir neue finanzielle Spielräume“

Ergebnisse der 168. Steuerschätzung

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Die Ergebnisse der 168. Steuerschätzung unterstreichen die im Koalitionsvertrag vereinbarten Prioritäten: Entscheidend ist, durch Investitionen und Strukturreformen für neues Wirtschaftswachstum zu sorgen und zugleich im Bundeshaushalt weiter zu konsolidieren.

Auf Basis der unten aufgeführten Annahmen werden die Steuereinnahmen insgesamt für den Zeitraum der Finanzplanung niedriger ausfallen als noch in der Steuerschätzung vom Oktober 2024 prognostiziert. Die Steuereinnahmen für Bund, Länder und Kommunen entwickeln sich unter Berücksichtigung der bis Mai 2025 in Kraft getretenen Steuererleichterungen mit einem Volumen von 979,7 Mrd. Euro in diesem Jahr etwas schwächer als in der Oktober-Schätzung erwartet. Über den gesamten Schätzzeitraum bis 2029 liegen die Steuereinnahmen im Vergleich zur Schätzung im Oktober 2024 durchschnittlich jährlich um rund 16 Mrd. Euro niedriger, davon ist mit Mindereinnahmen von durchschnittlich 7 Mrd. Euro für den Bund zu rechnen.

Gegenüber der Oktober-Schätzung ergeben sich diese Mindereinnahmen jedoch insbesondere durch die Berücksichtigung der seit der letzten Schätzung in Kraft getretenen Steuererleichterungen, maßgeblich zur Abfederung der kalten Progression. In den Planungen für den Haushalt sind diese absehbaren Veränderungen bereits berücksichtigt. Für die Haushaltsaufstellung ergeben sich somit keine Änderungen.

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil: „Die Wirtschaft ist weiter in schwierigem Fahrwasser. Auch die Steuereinnahmen liegen im Vergleich zur letzten Schätzung etwas niedriger. Sie sind aber weitgehend so, wie sie auch in den Koalitionsverhandlungen schon zu erwarten waren. Gegenüber den bisherigen Einschätzungen sehen wir in den Jahren 2025 und 2026 eine geringfügige Belastung, aber ab 2027 eine geringfügige Entlastung.

Die Ergebnisse zeigen: Wir müssen durch höheres Wirtschaftswachstum die Einnahmen stärken. Nur so gewinnen wir neue finanzielle Spielräume. Wir stoßen deshalb jetzt die größte Modernisierung unseres Landes seit Jahrzehnten an. Wir investieren massiv – und wir entlasten Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen. Wir werden außerdem wichtige Strukturreformen umsetzen: Genehmigungsverfahren beschleunigen, Bürokratie abbauen und Fachkräfte mobilisieren. Denn jetzt geht es darum, die Wirtschaft anzukurbeln und Jobs zu sichern. Gleichzeitig konsolidieren wir und stellen jedes Vorhaben unter Finanzierungsvorbehalt.

Den Bundeshaushalt 2025, den Investitions-Booster mit Abschreibungen von 30 Prozent und das Gesetz zum Infrastruktur-Sondervermögen werden wir bis Ende Juni im Kabinett beschließen.“

Steuerschätzung Mai 2025: Steuereinnahmen Bund
Quelle:Bundesministerium der Finanzen

Ergebnisse der Steuerschätzung

Die Ergebnisse der Steuerschätzung für die Jahre 2025 bis 2029 werden in Anlage 1 [pdf, 14KB] differenziert nach Bund, Ländern, Gemeinden und EU aufgeführt. Anlage 2 [pdf, 24KB] stellt die Abweichungen zwischen den Ergebnissen der aktuellen Steuerschätzung und der letzten Steuerschätzung vom Oktober 2024 dar. Die gegenüber der vorangegangenen Schätzung vom Oktober 2024 neu berücksichtigten Gesetze und sonstigen Regelungen sind in der Fußnote 1 zu Anlage 2 dargestellt.

Ergebnisse der Steuerschätzung Mai 2025
Quelle:Bundesministerium der Finanzen

Grundlagen der Steuerschätzung

Der Steuerschätzung lagen die gesamtwirtschaftlichen Eckwerte der Frühjahrsprojektion 2025 der Bundesregierung zugrunde (siehe Tabelle 1). Die deutsche Wirtschaft befindet sich aktuell weiterhin in schwierigem Fahrwasser. Neben bereits bestehenden konjunkturellen und strukturellen Belastungen haben die internationalen Handelskonflikte und die US-Zollpolitik die wirtschaftspolitische Unsicherheit weltweit erheblich erhöht. Die damit verbundene Abschwächung der Weltwirtschaft trifft auch die deutschen Unternehmen. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte daher laut Frühjahrsprojektion der Bundesregierung in diesem Jahr in realer Rechnung stagnieren (+0,0 %). 2026 wird wieder mit einem preisbereinigten Zuwachs der Wirtschaftsleistung gerechnet (+1,0 %). Diese Steigerung wird unter anderem durch die Impulse aus dem Sondervermögen Infrastruktur erwartet.

Bezüglich der für die Steuereinnahmen relevanten gesamtwirtschaftlichen Bemessungsgrundlagen zeigt die Projektion folgendes Bild: Für die Bruttolöhne und -gehälter, die vor allem für die Lohnsteuer relevant sind, wird unter anderem angesichts der vereinbarten tariflichen Lohnsteigerungen mit Zuwächsen in diesem und im kommenden Jahr gerechnet. Die erwartete Entwicklung fällt dabei allerdings schwächer aus als in der Steuerschätzung im Herbst unterstellt. Dies geht auf die verzögerte wirtschaftliche Erholung zurück, was für eine schlechtere Arbeitsmarktlage sorgt.

Die Unternehmens- und Vermögenseinkommen, relevant für die Entwicklung der gewinnabhängigen Steuern, dürften in diesem Jahr zurückgehen und erst im nächsten Jahr wieder zulegen. Auch hier ist gegenüber der Herbstschätzung mit einer schwächeren Dynamik zu rechnen. Für die Steuern vom Umsatz ist insbesondere die Entwicklung der privaten Konsumausgaben relevant. Diese dürfte in diesem und im kommenden Jahr zulegen, allerdings weniger stark als im Herbst unterstellt. Vor allem durch das Sondervermögen Infrastruktur und die Bereichsausnahme bei der Schuldenbremse ist jedoch mit höheren staatlichen Ausgaben unter anderem für Investitionen zu rechnen.

In der sogenannten mittleren Frist des Projektionszeitraums, den Jahren 2027 bis 2029, dürften sich die Bemessungsgrundlagen gemäß Frühjahrsprojektion mit einer ähnlichen Dynamik entwickeln wie im Herbst angenommen.

Neben der erwarteten Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Bemessungsgrundlagen wurde bei der Steuerschätzung auch die Entwicklung der Kasseneinnahmen der verschiedenen Steuerarten bis einschließlich April 2025 berücksichtigt. Die Einnahmen lagen dabei bei einigen gemeinschaftlichen Steuerarten spürbar oberhalb der Erwartungen aus der letzten Steuerschätzung im Oktober 2024.

Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent20252026202720282029
Bruttoinlandsprodukt nominal+2,0+3,0+3,0+3,0+3,0
Bruttolöhne u. -gehälter+2,9+3,0+3,0+3,0+3,0
Unternehmens- und Vermögenseinkommen-2,2+3,7+3,0+2,5+2,5
private Konsumausgaben nominal+2,2+2,7+2,9+2,9+2,9

BMF, PM v. 15.5.2025