Die deutsche Wirtschaft erfuhr im zurückliegenden Winterhalbjahr einen kräftigen Rücksetzer. Als Folge der hohen Inflation schwächte sich die Nachfrage spürbar ab. In diesem Jahr wird das Bruttoinlandsprodukt um 0,4% zurückgehen und im kommenden Jahr um 1,5% zunehmen. Die Inflationsrate dürfte von 6,9% im Jahr 2022 auf 5,8% im Jahr 2023 und 2,1% im Jahr 2024 sinken.
Unterschiedliche Kräfte prägen konjunkturelle Entwicklung
Der hohe Preisauftrieb wird die Realeinkommen der privaten Haushalte und damit den Konsum im Frühjahr erneut senken. Erst ab der zweiten Jahreshälfte dürften die Einkommen wieder stärker zulegen als die Preise und der private Konsum an Fahrt aufnehmen. Die Baukonjunktur wird sich im gesamten Prognosezeitraum abkühlen. Der Anstieg der Baupreise geht nur langsam zurück und die Kreditzinsen werden hoch bleiben, so dass sich die Nachfrage nach Bauleistungen weiter verringern wird. Das Verarbeitende Gewerbe dürfte dank der hohen Auftragsbestände seine Produktion weiter moderat ausweiten und dann mit dem allmählichen Auslaufen der Lieferengpässe wieder deutlich kräftiger expandieren. Die Situation der energieintensiven Produktionsbereiche innerhalb der deutschen Industrie dürfte weiterhin angespannt bleiben, was eine noch kräftigere Ausweitung der Bruttowertschöpfung verhindert. Bei alledem wird unterstellt, dass es im kommenden Winter zu keiner Gasmangellage kommt. Alles in allem wird das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 0,4% zurückgehen und im kommenden Jahr um 1,5% zunehmen.
Preisdruck entspannt sich langsam
Die Inflationsraten dürften in den kommenden Monaten weiter zurückgehen. Bei den Vorleistungskosten, allen voran bei Energie, zeichnen sich mittlerweile Preisrückgänge ab, die die Produzenten an ihre Kunden weitergeben werden. Allerdings dürften die Löhne im weiteren Verlauf des Jahres beschleunigt zunehmen, weil vermehrt Inflationsprämien ausgezahlt und spürbare Tariflohnanhebungen wirksam werden. Die Gesamtinflationsrate dürfte von 6,9% im Jahr 2022 auf 5,8% im Jahr 2023 zurückgehen. Erst im kommenden Jahr dürfte sich der Preisanstieg allmählich wieder normalisieren und die Inflationsrate im Jahr 2024 auf 2,1% zurückgehen.
(ifo Institut v. 21.6.2023)